UNTERSCHIED ZWISCHEN PARA-ARAMID UND HOCHLEISTUNGSPOLYETHYLEN
Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass Hochleistungspolyethylenfasern fast immer in unidirektionalen Lagen hergestellt werden, wenn sie für ballistische Zwecke verwendet werden sollen, während Para-Aramidfasern entweder in unidirektionalen Lagen oder als Gewebe hergestellt werden können.
Unidirektionale Lagen beginnen mit einer stark parallelisierten Garnlage, die mit einer zweiten, im 90-Grad-Winkel zur ersten ausgerichteten Garnlage verbunden ist. Die Verbindung wird durch eine Klebstoffmatrix erreicht. Um eine optimale Leistung zu gewährleisten, werden die unidirektionalen Schichten in der Regel von einer äußeren Schutzfolie umschlossen.
Die Vorteile der einzelnen Materialien müssen von Fall zu Fall und unter Berücksichtigung der gesetzten Prioritäten bewertet werden. In vielen Fällen sind die Verfahrensunterschiede bei der Herstellung der Schutzeinlagen (Gewebe oder unidirektionale Lagen) weitaus wichtiger als die Unterschiede in den Eigenschaften der Fasern selbst.
Festigkeit und Haltbarkeit
HPPE hat das höchste Verhältnis von Zugfestigkeit zu Masse aller verfügbaren Fasern. Mit einer Zugfestigkeit von etwa 3,8 bis 3,9 N/tex ist es 15-mal stärker als Stahl (im Gegensatz dazu hat Para-Aramid eine Zugfestigkeit von 2,03 bis 2,06 N/tex). Die molekulare Zusammensetzung von HPPE macht das Material im Vergleich zu Para-Aramidfasern wesentlich haltbarer und widerstandsfähiger gegen abrasive Kräfte.
Sowohl HPPE als auch Para-Aramid werden seit langem für Schutzwesten verwendet - HPPE seit mehr als 15 Jahren, Para-Aramid seit mehr als 30 Jahren.
Bezogen auf die Anforderungen an die TR-Schutzwesten der deutschen Polizei lässt sich der Unterschied zwischen unidirektionalen Lagen und Para-Aramid-Geweben einfach wie folgt beschreiben: Die Pakete mit unidirektionalen Lagen sind tendenziell etwas leichter als vergleichbare Schutzkonstruktionen aus Para-Aramid-Gewebe; dafür sind die Gewebekonstruktionen flexibler und können sich daher besser an die Körperformen der verschiedenen Träger anpassen, während sie gleichzeitig eine gute Bewegungsfreiheit für alle ermöglichen.
Leistung bei Mehrfachbeschuss
Die Ergebnisse der Rückseiten-Signatur (BFS) und die so genannte "Multi-Hit-Performance" sind bei unidirektionalen Lagen tendenziell besser. Dies ist auf die höhere Steifigkeit der Schichten zurückzuführen. Ein Nachteil unidirektionaler Schichten ist jedoch, dass sie sich relativ leicht quetschen und biegen lassen, was im Extremfall zu dauerhaften Falten und Delaminationen führen kann.
Oft wird argumentiert, dass Hochleistungspolyethylen als thermoplastischer Kunststoff leicht entflammbar sei und dies eine Gefahr für Polizeibeamte darstelle, die ballistische Schutzprodukte aus diesem Material tragen.
In der Regel wird das Gefahrenpotenzial jedoch minimiert, da die ballistische Platte von der Westenhülle umschlossen ist. Wird eine verdeckte Weste getragen, befindet sich die ballistische Platte unter einer Kleidungsschicht. Wenn jedoch eine größere Sicherheit gewünscht wird, kann die ballistische Platte in eine flammhemmende Außenhülle integriert werden.

Leistungpotenzial von Hochleistungspolyethylen
Wie bereits erwähnt, hängt das Leistungspotenzial von Hochleistungspolyethylen und Para-Aramid im Wesentlichen von den verwendeten Geschossen ab. Bestimmte Geschosse lassen sich mit Para-Aramid besser aufhalten, während andere mit Hochleistungspolyethylen leichter zu stoppen sind.
Neben Para-Aramid und Hochleistungspolyethylen wurde eine weitere hochfeste Faser, PBO (Markenname: Zylon®), für Schutzwesten verwendet. PBO hatte vor einigen Jahren seine Blütezeit, ist aber inzwischen fast vollständig vom Markt für ballistischen Schutz verschwunden.